Fakten

Artenreiche Flachland-Mähwiese, Foto J. Schwarz

Natur- und Artenschutz

Ein Teil der Wiesenareale innerhalb des Plangebiets ist als Mähwiese ausgeprägt und als solche von höchstem ökologischem Wert. Hier leben nach deutschem Naturschutzrecht streng geschützte Tagschmetterlinge aus der Gruppe der Ameisenbläulinge. Eine Art ist sicher, die andere mit hoher Wahrscheinlichkeit im Gebiet anzutreffen. Es handelt sich bei diesen beiden Arten um den Hellen und den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Beide Arten zählen als naturkundliche Juwelen zu den besonderen Naturschätzen des Steinachtals. Sie leben in strenger Abhängigkeit vom Vorkommen einerseits des Großen Wiesenknopfes, einer für diesen Lebensraum typischen Pflanze nährstoffarmer Pfeifengraswiesen, und andererseits spezieller Wiesenameisen, mit denen die Raupen der Falter in einer engen Lebensgemeinschaft leben.

Der ökologische Wert dieser Mähwiesen ist naturschutzfachlich so hoch einzustufen, dass diese Flächen vollständig aus der Bebauungsplanung herausgenommen werden müssen.

Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling, fotografiert in Wilhelmsfeld – Foto: J. Schwarz

Aber auch die Wiesenflächen links und rechts der Schriesheimer Straße sind in ökologischer Hinsicht als erhaltenswert zu betrachten. Dies insbesondere, weil die Mähwiesen, auf denen die streng geschützten Bläulinge leben, im Laufe der Jahre schon durch die derzeitige Nutzung stark reduziert wurden. Mit ein wenig naturschutzfachlicher Unterstützung können die Wiesen im oberen Bereich des Plangebiets wieder zu guten und artenreichen Schmetterlingslebensräumen entwickelt werden.

Bodenschutz

Der BUND Baden-Württemberg kämpft schon seit vielen Jahren gegen den stetig fortschreitenden Verlust gesunder Böden, und unterstützt nicht zuletzt deshalb die Ziele der Bürgerinitiative. Zusammen werden sie sich vehement gegen weitere Bodenversiegelungen stellen.

Foto: wikipedia.de

Unversiegelte Böden nehmen das Niederschlagswasser auf, halten es und geben es verzögert durch Verdunstung wieder an die Atmosphäre ab. Diese Verdunstung ist es, die wir als kühlende Frischluft spüren, wenn westliche Winde sie in den Ort tragen. Von versiegelten Böden, die unweigerlich in Gewerbegebieten entstehen, wird das Wasser dagegen schnell zusammengeführt und über Rohrleitungen und die Kanalisation „entsorgt“.

Eine wichtige Funktion des Bodens für das lokale Klima geht an dieser Stelle verloren oder wird zumindest stark eingeschränkt, auch wenn die Planungen versprechen werden, das Niederschlagswasser nach Möglichkeit im Gebiet zu halten.

Darüber hinaus bindet ein natürlicher und lebendiger Boden Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid (CO2) und hilft so, den Treibhauseffekt zu begrenzen. Böden wirken zudem als Puffer und Filter gegenüber Schadstoffen und schützen dadurch insbesondere unser Grundwasser.

Klimaschutz

Erstaunlicherweise wird von einer Gemeinderatsfraktion ebenfalls mit dem Klimaschutz für diese Bodenversiegelung argumentiert. Ein Park&Ride-Parkplatz auf den Wiesenflächen soll entlegener wohnenden Wilhelmsfeldern, aber auch den Autofahrern entfernter Odenwaldorte als Abstellplatz für ihre Fahrzeuge vor dem Einstieg in die Busse nach Heidelberg und Mannheim dienen. Dafür sollen klimatisch wertvolle Grünlandflächen versiegelt werden.

Foto: Rolf Verres

Zudem ist zu beachten: Vor einer solchen Maßnahme muss erst die Taktverdichtung der Busverbindungen in die Ebene garantiert und ein Bürgerbus installiert sein, der entlegene Ortsteile an die Haltestellen des ÖPNV anbindet. Danach erst lässt sich ein realistischer Bedarf für einen P&R-Platz abschätzen, dessen eigener Klimaschutzeffekt durch Versiegelung klimatisch aktiver Bodenflächen fragwürdig ist.

Klimaschutz soll hier städtebauliche Planung rechtfertigen, für die wertvolle Natur und Landschaft geopfert werden.

Die Bürgerinitiative B.I.S. betrachtet den Klimaschutz vor Ort aber nicht unabhängig vom Natur- und Bodenschutz. Es gilt – und dies nicht nur in diesem Fall – zu verhindern, dass die großen Aufgaben unserer Zeit, nämlich Klimaschutz und Naturschutz, gegeneinander ausgespielt werden.

Verlust landwirtschaftlicher Fläche

Zum Plangebiet gehören ca. 1,5 ha Ackerland, welches als landwirtschaftliche Produktionsfläche verloren gehen könnte. Dies erachten wir in Anbetracht des sich noch immer ungebremst fortsetzenden Verlustes unverbauter Flächen (in Baden-Württemberg jeden Tag durchschnittlich 4,8 ha) und der damit einhergehenden Verknappung landwirtschaftlich nutzbarer Flächen als bedenklich.

Verordnung des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis über das Landschaftsschutzgebiet „Odenwald“ vom 26. Nov. 1996

Ҥ 3 Schutzzweck:
Wesentlicher Schutzzweck ist:

4. Die an den naturgegebenen Voraussetzungen orientierte Bodennutzung, welche die Vielfalt der Erscheinungsformen der Kulturlandschaft bedingt, zu bewahren und wiederherzustellen.“ …

Landschaftsschutz

Mit der Verbauung der offenen Landschaft vor seinen Toren am westlichen Ortsrand würde Wilhelmsfeld den für Erholungsuchende aus der Metropolregion attraktiven und gebietstypischen Charakter verlieren. Aus der Rheinebene ankommende Gäste könnten künftig von Gewerbe- und Parkplatzflächen anstatt von einer ganzjährig schönen Wiesenfläche empfangen werden.

Weitere Informationen zu diesen Themen finden Sie im Kapitel Hintergründe: Externe Links zu ökologischen Themen

Fotocollage: B.I.S. aus eigenem Bildmaterial